Als Horst Antes 60 Jahre alt wurde, im Jahre 1996, wurde für ihn die „Studienstiftung Horst Antes“ gegründet, gewissermaßen als testamentarische Verfügung, über die ein Vorstand und ein Beirat wachen, der alljährlich zusammentritt, früher häufig in Berlin, seit einigen Jahren am Wohnsitz des Künstlers in Italien. Die Satzung der Studienstiftung bezeichnet die von ihm geschaffenen Studiensammlungen als einen wichtigen Teil seiner künstlerischen Arbeit und als „eine Schule des Sehens“. Nach einer Präambel: 

Neben seiner Beschäftigung mit den ästhetischen und inhaltlichen Werten der gesammelten Objekte hat er immer die Anerkennung der Herstellerinnen und Hersteller dieser Werke als Künstler/Künstlerinnen verfolgt und die künstlerische Qualität der Arbeiten durch Ausstellungen und Kataloge sichtbar zu machen versucht. 

nennt § 2 der Satzung Zweck und Aufgaben: 

Zweck der Studienstiftung Horst Antes ist es, diese in ihren Sammelkriterien und in ihrer Zielsetzung von Horst Antes geschaffene Studiensammlung nichtakademischer Kunst für die Öffentlichkeit zu bewahren. Die Stiftung hat außerdem die Aufgabe, nichtakademische Kunst ohne regionale Eingrenzungen zu fördern und für ihre Erforschung und Anerkennung Sorge zu tragen. Die Stiftung hat darüber hinaus die Aufgabe, das Wirken des Künstlers Horst Antes auch in diesem Zusammenhang kunstwissenschaftlich aufzuarbeiten und seinen künstlerischen Nachlass für die Öffentlichkeit zu erhalten. 

Diese Aufgaben werden in der Satzung weiter konkretisiert. So kann der Stiftungszweck auch dadurch verwirklicht werden, „dass die Stiftung eine kunsthistorische Aufarbeitung des künstlerischen Oeuvres von Horst Antes fördert und initiiert, z. B. durch Publikationen wie Kataloge und Werkverzeichnisse.“ Die Herausgabe des Werkverzeichnisses der Radierungen fügt sich in diesen zweiten von der Satzung genannten Aufgabenbereich. Sie ergänzt das Werkverzeichnis der Gemälde, das mehr als 2300 Bilder umfasst und nun in zehn Bänden vorliegt. An zwei Ergänzungsbänden, die die jüngst entstandene Malerei umfassen, wird derzeit gearbeitet. 

Die von Horst Antes zusammengetragenen Studiensammlungen sind zum Teil ebenfalls dokumentiert, so die mit größter Sorgfalt systematisch aufgebaute Sammlung von rund 800 Kachina-Figuren der Pueblo-Indianer Hopi, Zuni und Navajo in einem Katalog, der inzwischen weltweit als Standardwerk gilt, dann die in einem vorbildlichen Katalogbuch erfasste Sammlung von Federarbeiten der Indianer Südamerikas und schließlich die weltweit umfassendste Sammlung von Aklama- Figuren, Hilfsgeister der Ewe und Dangme, in einem wissenschaftlichen Katalog, der 2016 erschien, parallel zu der von der Studienstiftung geförderten Ausstellung im St. Annen – Museum in Lübeck. Da die Studienstiftung den materiellen Erhalt und die Pflege der Studiensammlungen allein nicht leisten kann, wurden die Sammlung der Federarbeiten und die Kachina-Sammlung als Dauerleihgaben in die Obhut des Ethnologischen Museums der Staatlichen Museen zu Berlin überantwortet. Weitere Sammlungskomplexe – von Kinderbüchern und ABC-Büchern über Roboter bis hin zu japanischen Arbeitskimonos harren noch der genauen Erfassung. 

Neben der Förderung von Katalogen und von Ausstellungen ist der Studienstiftung Horst Antes auch die wissenschaftliche Erforschung wichtig. So hat sie z.B. ein Wörterbuch der Sprache der Hopi-Indianer finanziert und jüngst ein Doktorandenstipendium an einen jungen Ghanesen vergeben, der sich im Wege der Feldforschung dem geistigen Erbe der Aklama-Figuren nähern soll.

Wolf-Dieter Dube und Joachim Sartorius